Heil und Heilung: Transformationen antiker Heilkulte
Quellenkorpus/Teilprojekt A 2 im Rahmen des SFB 644 "Transformationen der Antike"
Heilkulte kannte die pagane Antike ebenso wie das Christentum. Wie beide sich zueinander verhalten, wie sich die Transformation paganer Heiligtümer in christliche Heilkultstätten vollzogen hat, das untersuchte dieses Projekt. Es dokumentierte dabei an literarischen Quellen und archäologischen Befunden, wie sich in Spätantike und Frühmittelalter zwischen Ablehnung und Zerstörung der paganen Religiosität gerade dieser Aspekt von Heilung neben der sonst praktizierten, eher rationalen Medizin äußerst lebendig behauptete und in den christlichen Kontext integriert wurde. Dies gilt besonders für die Praxis des Heilschlafes, der Inkubation. Aus den literarischen Berichten, besonders den Heiligenviten, wird erkennbar, dass sich die Besucher christlicher Heiligtümer in ähnlicher Weise wie in paganen Kultstätten nach bestimmten Reinigungsriten in dafür vorgesehenen Räumen (Inkubationshallen) schlafen legten, um im Traum einen Hinweis zu ihrer Heilung zu erhalten oder im Schlaf unmittelbar geheilt zu werden. Dabei unterschieden sich die Vorgehensweisen kaum voneinander, die räumlichen Gegebenheiten waren vergleichbar und teilweise wurde sogar dasselbe Kultpersonal verwendet. Der theologisch wichtigste Unterschied war die christliche Umdeutung der lokalen Gottheiten: In den Heiligen und durch sie vermittelte sich der christliche Gott, während die antiken Heilgötter jeweils individuell, nicht als Vertreter einer einzigen göttlichen Kraft wirkten.
Aus diesem Grund und angesichts der Tatsache, dass sowohl christliche als auch heidnische Heilkulte parallel existierten, berührte die Erforschung und Dokumentation dieses Bereiches lebendiger Alltagskultur auch übergeordnete Fragen nach der Konstruktion einer christlichen Antike in Spätantike und frühem Mittelalter.
Das Projekt beschäftigte sich bis 2008 vornehmlich mit der Untersuchung und Dokumentation der christlichen Inkubationsheiligtümer, ihrer paganen Vorgeschichte und dem Vergleich der Heilungen und ihrer Zielgruppen. Gab es personelle und funktionale Kontinuitäten beim Kultpersonal? Welche Gruppen von Kranken suchten Hilfe? In welchem Verhältnis standen physische Krankheiten und religiöse "Verunreinigungen" (Míasma)? Dabei entstand in erster Linie ein Quellenkorpus der relevanten Texte mit den Originalpassagen in lateinischer und griechischer Sprache und einer, modernen philologischen Anforderungen genügenden, Übersetzung ins Deutsche. In Lektüregruppen und entsprechenden Lehrveranstaltungen wurden das Material und die Forschungsergebnisse auf wissenschaftlich hohem Niveau diskutiert und auch den Studierenden zugänglich gemacht.
Projektverantwortung
Christoph Markschies
Projektdauer
01/2005–12/2008
Projektträger
DFG
Mitarbeitende
Ioannis Politis
Dorothea Zeppezauer (geb. Hollnagel)
Henrik Holm
Gundula Meinert
Stefanie Rabe
Anne-Kathrin Runte
Kontakt
Sitz des Lehrstuhls
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