Körper und Heil: Transformationen des Umgangs mit dem Körper
In der Spätantike entstanden Formen des Umgangs mit dem eigenen Körper, in denen der christliche Glaube Gestalt finden sollte. Ein Extrem war die totale Vernichtung des Körpers im Martyrium. Auch die spätantiken Asketinnen und Asketen forderten ihren Körper zu Hochleistungen heraus, indem sie sich des Essens, Trinkens und des Schlafens für möglichst lange Zeit enthielten, stundenlang gebückt standen, um sich zur Demut zu ermahnen, oder bis zu tausendmal am Tag verneigten, schlecht kleideten oder gänzlich nackt umherliefen – kurz: ihr körperliches Wohlbefinden auf vielfältige Weise (zumindest aus heutiger Perspektive) beeinträchtigten. Das Projekt analysierte in einem mikroskopischen Zugriff einzelne Praktiken genauer, dabei stand neben der Sexualität vor allem die Kleidung im Vordergrund, die einen der unmittelbarsten Modi der sozialen Selbstkonstituierung darstellt. Ein Spezifikum vieler Asketen war so etwa ein stark vernachlässigter Kleidungsstil und ein generell ungepflegter Habitus, den sie neben vergleichbaren Wertesystemen mit den Kynikern gemeinsam hatten. Die Übereinstimmungen zwischen dem Kleidungsstil der Kyniker und dem bestimmter christlicher Bewegungen lassen Beziehungen zwischen den Weltsichten beider Gruppierungen, ihren Wertesystemen sowie ihrer Lebensgestaltung deutlich werden.
Diese und ähnliche Praktiken und Techniken des Umgangs mit dem Körper standen im Zentrum des von 2009-2012 laufenden Projekts 'Körper und Heil'. In ihm wurden anhand von literarischen Quellen und unter Berücksichtigung archäologischen Materials zwei große Transformationsprozesse untersucht, zum einen die Transformation der pagan-antiken Umgangsweisen mit dem Körper im kaiserzeitlichen und spätantiken Christentum, zum anderen die der spätantiken Umgangsweisen in der mittelbyzantinischen Epoche. Die Ergebnisse werden u.a. in einer monographischen Abhandlung präsentiert werden.
Projektverantwortung
Christoph Markschies
Projektdauer
01/2009–12/2012
Projektträger
DFG
Mitarbeitende
Ulrike Bruchmüller
Eva Elm
Ioannis Politis
Carolin Göpfert
Stefanie Rabe
Conrad-Jakob Schiffner
Verena Tönnes
Kontakt
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