Die römische Kaiserzeit stellt insgesamt eine Epoche dar, deren religiöse
Transformationen die nachantike mediterrane, europäische und
westasiatische Religionsgeschichte geprägt haben. Trotz oder gerade
wegen der Fülle der Details, die wir aus dieser Epoche kennen, bleibt
der Versuch, ein Modell für die Beschreibung oder gar Erklärung dieser
Veränderungen zu entwerfen, eine große Herausforderung.
Die diesjährige Hans-Lietzmann-Vorlesung nimmt ihren Ausgangspunkt
von zwei entgegengesetzten Seiten. Zum einen legt sie für
die Beschreibung den Interpretationsrahmen einer „gelebten antiken
Religion“ zu Grunde. Der individuellen Aneignung religiöser
Traditionen und der daraus resultierenden Dynamik wird hohe Aufmerksamkeit
eingeräumt, Gruppenbildungen werden erst als Folgeerscheinungen
analysiert. Zum anderen wird der große politische
Raum des Imperium selbst als struktureller Rahmen individuellen
Handelns interpretiert, in dem neue Normen religiösen Handelns
entwickelt werden.
Referent: Jörg Rüpke
Ort: Einstein-Saal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Jägerstr. 22/23, 10117 Berlin
Datum/Uhrzeit: Freitag, 4. Dezember 2015 / 18 Uhr
Ansprechpartner: Dr. Dorothee Elm von der Osten