Ptolemaeus Gnosticus?
Christoph Markschies: Ptolemaeus Gnosticus? Untersuchungen zur Valentinianischen Gnosis II mit einem Kommentar zu dem Brief des Ptolemaeus an Flora und seiner Kommentierung bei Epiphanius von Salamis, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, Bd. 512, 2023.
Im vorliegenden Band führt Christoph Markschies seine Studien zur Geschichte der »Valentinianischen Gnosis«, einer der einflussreichsten Schulen der sogenannten christlichen Gnosis, fort. Während sich der erste Band von 1993 mit den Fragmenten und Überlieferungen des angeblichen Schulgründers, des stadtrömischen christlichen Theologen Valentinus (2. Jh. n.Chr.) beschäftigte, geht es in diesem zweiten Band um den ebenfalls in Rom lehrenden christlichen Theologen Ptolemaeus, der gern als zweites Schulhaupt nach dem Gründer wahrgenommen wird. Durch eine sorgfältige Analyse seines beim spätantiken Bischof Epiphanius von Salamis überlieferten Brief an die römische Matrone Flora und eines angeblich seine Lehre zusammenfassenden Referats beim kaiserzeitlichen Bischof Irenaeus von Lyon wird ein eigenständiger christlicher Denker der hohen Kaiserzeit erkennbar, der in Auseinandersetzung mit anderen Autoren seiner Zeit und Anknüpfung an sie Probleme zu lösen versuchte, die sich einem Christen stellten, der auf dem Niveau zeitgenössischer Popularphilosophie dachte. Ein ausführlicher Kommentar zum Brief und seinem Kontext samt einer Einleitung in das Referat seiner Lehren wird ergänzt durch verschiedene Untersuchungen zur Frühgeschichte der nach Valentinus benannten Richtung christlichen Denkens, die schon in der Antike der sogenannten »Erkenntnis« (»Gnosis«) zugeordnet wurde. Im Ergebnis der sorgfältigen philologischen, ideen- und institutionengeschichtlichen Untersuchungen zeigt sich, dass höchstwahrscheinlich weder Valentinus noch Ptolemaeus nach dem Zeugnis ihrer erhaltenen Texte als Urheber der sogenannten Valentinianischen Gnosis in Anspruch genommen werden dürfen, sondern ihre stadtrömischen Schüler in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.
The Acts of the Early Church Councils: Production and Character.
Thomas Graumann: The Acts of the Early Church Councils: Production and Character. Oxford Early Christian Studies, Oxford: Oxford University Press, 2021.
The Acts of Early Church Councils Acts examines the acts of ancient church councils as the objects of textual practices, in their editorial shaping, and in their material conditions. It traces the processes of their production, starting from the recording of spoken interventions during a meeting, to the preparation of minutes of individual sessions, to their collection into larger units, their storage and the earliest attempts at their dissemination.
Thomas Graumann demonstrates that the preparation of 'paperwork' is central for the bishops' self-presentation and the projection of prevailing conciliar ideologies. The councils' aspirations to legitimacy and authority before real and imagined audiences of the wider church and the empire, and for posterity, fundamentally reside in the relevant textual and bureaucratic processes. Council leaders and administrators also scrutinized and inspected documents and records of previous occasions. From the evidence of such examinations the volume further reconstructs the textual and physical characteristics of ancient conciliar documents and explores the criteria of their assessment. Reading strategies prompted by the features observed from material textual objects handled in council, and the opportunities and limits afforded by the techniques of 'writing-up' conciliar business are analysed. Papyrological evidence and contemporary legal regulations are used to contextualise these efforts. The book thus offers a unique assessment of the production processes, character and the material conditions of council acts that must be the foundation for any historical and theological research into the councils of the ancient church.
Berolinensia
Christoph Markschies (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Berliner Universität und ihrer Theologischen Fakultät, Arbeiten zur Kirchengeschichte, Bd. 145, 2021.
Eine neuere Gesamtdarstellung der Berliner Theologischen Fakultät vor 1945, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, fehlt. Bausteine für eine solche Geschichte liefert anhand von Beiträgen zu zentralen Theologen wie Schleiermacher, Harnack und Lietzmann der vorliegende Band.
Die Geschichte der Berliner Theologie wird durchgängig im Kontext der Entwicklungen an der Universität und in der Preußischen Akademie der Wissenschaften präsentiert, so dass beispielsweise auch die Brüder Humboldt oder klassische Altertumswissenschaftler wie Werner Jaeger in den Blick kommen.
Dazu werden unbekannte Bilder und Texte aus privaten Nachlässen erstmals veröffentlicht. Auf diese Weise fällt neues Licht auf theologische und (kirchen-)politische Orientierungen, das Verhalten in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Systemen und organisatorische Weichenstellungen, die teilweise bis heute fortwirken.
Valentinianism: New Studies
Einar Thomassen und Christoph Markschies (Hgg.): Valentinianism: New Studies, in: Nag Hammadi and Manichean Studies Bd. 96, 2019.
Since Antiquity, the movement associated with Valentinus has been regarded as the most typical and the most representative exponent of “Gnosticism”. Recent research has led to a new appraisal of Valentinianism as a distinct form of early Christianity that deserves to be understood in its own right. Valentinianism served as a catalyst for the development of mainstream Christian doctrine, exegesis and ritual. Its connections to contemporary forms of Platonism are being progressively uncovered. The present volume, edited by Christoph Markschies and Einar Thomassen, shows the current state of research on Valentinianism, offering contributions by leading experts about the history of the movement, contested aspects of Valentinian doctrine, and the use and interpretation of the New Testament by the Valentinians.
Sühne-Christi-Kirche Berlin-Charlottenburg. Gedenkkirche Plötzensee
Christoph Markschies: Sühne-Christi-Kirche Berlin-Charlottenburg. Gedenkkirche Plötzensee, in: Kleine Kunstführer, Berlin 2020.
Zum fünfzigjährigen Jubiläum der Gedenkkirche Plötzensee (Berlin-Charlottenburg) liegt nun ein Kirchenführer der beiden Kirchen der Ev. Kirchengemeinden Charlottenburg-Nord vor und ihrer Kunstwerke: Der Plötzenseer Totentanz von Alfred Hrdlicka wird ebenso ausführlich beschrieben wie ein gotischer Salvator Mundi aus der Berliner Klosterkirche, der nach deren Zerstörung nun in Plötzensee eine Heimat gefunden hat. Die Gedenkkontexte in Gestalt der Haftanstalt Plötzensee und ihres ehemaligen Hinrichtungsschuppens, in dem viele Gegner des Nazi-Regimes sterben mussten, wird behandelt, aber auch das interessante Verhältnis zur römisch-katholischen Gedenk-Kirche Maria Regina Martyrum.
Rationalization in Religions. Judaism, Christianity and Islam
Yohanan Friedmann, Christoph Markschies (Eds.): Rationalization in Religions. Judaism, Christianity and Islam
Current tendencies in religious studies and theology show a growing interest for the interchange between religions and the cultures of rationalization surrounding them. The studies published in this volume, based on the international conferences of both the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and the Israel Academy of Sciences and Humanities, aim to contribute to this field of interest by dealing with concepts and influences of rationalization in Judaism, Christianity, Islam and religion in general. In addition to taking a closer look at the immediate links in the history of tradition between those rationalizing movements and evolutions in religion, emphasis is put on intellectual-historical convergences: Therefore, the articles are led by central comparative questions, such as what factors foster/hinder rationalization?; where are criteria for rationalization drawn from?; in which institutions is rationalization taking place?; who propagates, supports and utilizes rationalization?
Das Martyrium des Konon von Bidana in Isaurien. Einleitung, Text, Übersetzung
Pilhofer, Philipp (Hg.): Das Martyrium des Konon von Bidana in Isaurien. Einleitung, Text, Übersetzung, TU 188, Berlin: De Gruyter 2020.
Konon von Bidana ist der Apostel der rauhen Landschaft Isaurien: Nachdem Paulus gescheitert ist, kommt das Evangelium Christi durch Konon, einen Dorfbewohner aus dem Taurosgebirge, der kaum Griechisch spricht, dafür aber die einheimische Sprache, zu den Bewohnern der Berge. Er befriedet die notorisch unruhige Region, indem er Dämonen austreibt. Von einem römischen Statthalter vor Gericht gezerrt, wird ihm als Christ unter Foltern der Prozeß gemacht – doch seine isaurischen Jünger greifen zu den Waffen und befreien den blutüberströmten Wundertäter von der Folterbank.
So zumindest stellt es die spätantike griechische Märtyrervita Konons dar, die in diesem Band ediert, übersetzt und eingeleitet wird. Auch wenn Konon also nicht als Märtyrer starb, breitete sich sein Kult zunächst in Kleinasien und dann im weiteren Mittelmeerraum aus; großen Anteil daran hatte der ebenfalls aus dem Tauros stammende Kaiser Zenon. Unangefochtenes Zentrum von Konons Verehrung blieb seine Heimat, Isaurien. Hier scheint auch seine Vita verfaßt worden zu sein, bevor sie sich in griechischen Handschriften verbreitete und in viele Sprachen der Alten Welt, darunter Koptisch, Armenisch und – später – Altkirchenslawisch, übersetzt wurde.
Dieser Band steht in enger Verbindung mit TU 184.
Adolf Deissmann: Ein (zu Unrecht) fast vergessener Theologe und Philologe
Cilliers Breytenbach, Christoph Markschies (Hrsg.): Adolf Deissmann: Ein (zu Unrecht) fast vergessener Theologe und Philologe. Brill: Leiden/ Boston 2019.
Dieser Band widmet sich in neun Einzelbeiträgen der gesamten Breite des Schaffens von Adolf Deissmann (1866–1937). Entlang den Haupt- werken werden wesentliche Aspekte und Impulse aus seiner philologisch orientierten Arbeit am Neuen Testament neu gewürdigt (Interpretation der Paulusbriefe, Licht vom Osten „Unterschichtenthese“, neutestamentliche Lexikographie etc.). Daneben geht es um seine Herkunft aus der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau, um sein Wirken in der Ökumene am Beispiel der Beziehung zu Nathan Söderblom und der Arbeit an den Evangelischen Wochenbriefen im Ersten Weltkrieg sowie um seine Rolle als Rektor der Berliner Universität von 1930 bis 1931. Die Beiträge zeigen, dass Deissmann trotz seines ökumenischen Engagements seine wissenschaftliche Arbeit nicht aufgegeben hat. Die Aufsätze gehen den Wirkungen seiner philologisch-historischen Arbeit unter seinen Schülern nach und stellen die zeitgenössischen Debatten um den Philologen und Theologen Deissmann in ihren historischen Kontext.
God's Body. Jewish, Christian and Pagan Images of God
Markschies, Christoph: God's Body. Jewish, Christian and Pagan Images of God, Baylor University Press 2019.
God is unbounded. God became flesh. While these two assertions are equally viable parts of Western Christian religious heritage, they stand in tension with one another. Fearful of reducing God's majesty with shallow anthropomorphisms, philosophy and religion affirm that God, as an eternal being, stands wholly apart from creation. Yet the legacy of the incarnation complicates this view of the incorporal divine, affirming a very different image of God in physical embodiment. While for many today the idea of an embodied God seems simplistica even pedestria, Christoph Markschies reveals that in antiquity, the educated and uneducated alike subscribed to this very idea. More surprinsingly, the idea that God had a body was held by both polytheists and monotheists. Platonic misgivings about divine corporeality entered the church early on, but it was only with the advent of medieval scholasticism that the idea that God has a body became scandalous, an idea still lingering today. In God's Body Markschies traces the shape of the divine form in late antiquity. This exploration follows the development of ideas of God's corporeality in Jewish and Greco-Roman traditions. In antiquity, gods were often like humans, which proved to be important for philosophical reflection and for worship. Markschies considers how a cultic environment nurtured, and transformed, Jewish and Christian descriptions of the divine, as well as how philosophical debates over the connection of body and soul in humanity provided a conceptual framework for imaging God. Markschies probes the connections between this lively culture of religious practice and philosophical speculation and the chritological formulations of the chruch to discover how the dichotomy of an incarnate God and a fleshless God came to be. By studying the religious and cultural past, Marschies reveals a Jewish and Christian heritage alien to modern sensibilities, as well as a God who is less alien to the human experience than much of Western thought has imagined. Since the almighty God who made all creation has also lived in that creation, the biblical idea of humankind as image of God should be taken seriously and not restricted to thew conceptual world but rather applied to the whole person.
From the Margins to the Mainstream: Early Christianity in Asia Minor and Cyprus
Stephen Mitchell, Philipp Pilhofer (eds.): Early Christianity in Asia Minor and Cyprus. From the Margins to the Mainstream, AJEC 109/ECAM 3, Leiden: Brill, 2019.
This volume is part of the Berlin Topoi project re-examing the early Christian history of Asia, Greece and the South Balkans, and is concerned with the emergence of Christianity in Asia Minor and in Cyprus.
Five essays focus on the east Anatolian provinces, including. a comprehensive study of the Christian poetry of Gregory of Nazianzus and his anonymous epigraphic contemporaries and three essays which pay special attention to the hagiography of Cappadocia and Armenia Minor. The remaining essays include a new analysis of the role of Constantinople in episcopal elections across Asia Minor, a detailed appraisal of the archaeological evidence from Sagalassus in Pisidia, a discussion of the significance of inscriptions in Carian sanctuaries through the late antiquity, and a survey of Christian inscriptions from Cyprus.
Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland
Pilhofer, Philipp: Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland. Die Christen der Kalykadnos-Region in den ersten fünf Jahrhunderten, Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 184, Berlin: De Gruyter 2018.
In dieser religionsgeographisch angelegten Studie werden die Spuren des frühen Christentums im kilikisch-isaurischen Bergland untersucht. Dabei wird eine bislang wenig beachtete Region ins Zentrum gerückt und auf
Basis der kaiserzeitlichen und spätantiken epigraphischen, literarischen und archäologischen Zeugnisse erforscht.
Ausgehend von den zahlreichen jüdischen Gemeinden entwickelten sich schon zur Zeit des Paulus die ersten christlichen Gemeinden. In späterer Zeit waren die vielen verschiedenen Märtyrerkulte in den einzelnen Städten von überragender Bedeutung für die Christianisierung der Landschaft. Neben vielen stark lokal verankerten Kulten erfuhren die Heilige Thekla und der Heilige Konon Verehrung in der ganzen Region und
waren somit regionale Heilige. Ein dichtes Netz frühbyzantinischer Kirchenbauten, die zum Teil noch
heute gut erhalten sind, belegt die umfassende Christianisierung des Gebietes. Unter dem aus Isaurien stammenden Kaiser Zenon wurden die regionalen Kulte in der östlichen Reichshälfte verbreitet.
Die vorliegende Untersuchung der Kalykadnos-Region führt das Quellenmaterial zusammen und wertet es erstmals monographisch aus.
Aufbruch oder Katerstimmung
Was bleibt vom Reformationsjubiläum, wenn der letzte festliche Gottesdienst gefeiert und der letzte wissenschaftliche Vortrag gehalten ist? Gibt es den allseits erhofften ökumenischen Aufbruch, den Viele als längst überfällig empfinden?
Christoph Markschies, der den Grundlagentext der EKD "Rechtfertigung und Freiheit" entscheidend geprägt hat, schildert den Weg des Reformationsjubiläums durch Gremienarbeit, mediale Öffentlichkeit, wissenschaftliche Kritik und weltweite Rezeption. Wegweiser in die Zukunft werden sichtbar: Das Reformationsgedenken feiert Versöhnung statt Spaltung; Wissenschaftler und Kirchenämter diskutieren über Christsein heute; Theologie gewinnt öffentliche Relevanz.
Reformationsjubiläum 2017 und der jüdisch-christliche Dialog
Markschies, Christoph: Reformationsjubiläum 2017 und der jüdisch-christliche Dialog. Studien zu Kirche und Israel. Kleine Reihe (SKI.KR), Band 1, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2017.
Wenn aus der Perspektive des jüdisch-christlichen Dialogs auf das Reformationsjubiläum 2017 geblickt wird, geht es meist um die Frage, wie die evangelischen Kirchen mit den antijüdischen Äußerungen Martin Luthers und ihrer antisemitischen Wirkungsgeschichte umgehen sollen. Die reformationsgeschichtliche Forschung hat gezeigt, dass das klassische Modell einer Zweiteilung von Luthers Schriften in eine eher judentumsfreundliche und eine eher judentumsfeindliche Phase historisch nur begrenzt trifft. Gremien der evangelischen Kirchen, insbesondere die Synode der EKD, haben sich in Erklärungen mit den problematischen Äußerungen Luthers und anderer Reformatoren beschäftigt.
In dem hier publizierten Text des angesehenen Berliner Theologen Christoph Markschies, der auf den Eröffnungsvortrag der Woche der Brüderlichkeit in Berlin 2016 zurückgeht, wird nochmals gefragt, wie trotz der Bürde des reformatorischen Antijudaismus Grundeinsichten der Reformation, insbesondere das emphatische Votum „Allein die Schrift!“, für den heutigen jüdisch-christlichen Dialog fruchtbar gemacht werden können. Denn es gilt, den Reichtum der ganzen Bibel und insbesondere ihrer unübersehbaren jüdischen Dimensionen zu entdecken und zu bewahren.
Mit diesem Beitrag beginnt das renommierte Berliner „Institut Kirche und Judentum“, das im Jahre 2005 die Buber-Rosenzweig-Medaille erhielt, eine kleine Zusatzserie seiner Reihe „Studien zu Kirche und Israel“, in der vor allem allgemeinverständliche Texte zu aktuellen Anlässen veröffentlicht werden.
Gottes Körper: Jüdische, christliche und pagane Gottesvorstellungen in der Antike
Markschies, Christoph: Gottes Körper. Jüdische, christliche und pagane Gottesvorstellungen in der Antike, München: C.H. Beck, 2016.
Christoph Markschies macht in seinem glänzend geschriebenen Buch über die antiken Religionen mit einem erstaunlich fremdartigen Christentum bekannt, das tief in der Welt der heidnischen Gottesvorstellungen verwurzelt war. Er geht den Verbindungslinien zwischen den antiken Religionen nach und erklärt, warum sich erst im Mittelalter die bis heute geläufige Vorstellung von Gott als einem körperlosen Wesen durchgesetzt hat. Hat Gott einen Körper – und wenn ja, wie viele? In der Antike war jedenfalls auch für gebildete Christen ganz selbstverständlich, dass Gott, so wie die heidnischen Götter, einen Körper hat. Christoph Markschies zeigt, wie man sich den Körper Gottes konkret vorgestellt hat, verfolgt die philosophischen und theologischen Debatten darüber, besichtigt die antiken Tempel und geht den zahlreichen Bezügen zwischen dem christlichen und jüdischen Gott und den paganen Göttern nach. Daneben geht es immer wieder auch um den Menschen, seinen Körper, seine Seele und um die Heilkraft der Religion. Wer morgens gerne kalt duscht, sollte dieses bahnbrechende Buch mit seinem verstörend neuen Blick auf den christlichen Gott lesen.
Prokop von Gaza: Eclogarum in libros historicos Veteris Testamenti epitome, Teil 1: Der Genesiskommentar
Prokop von Gaza (ca. 465/470-526/530) verfasste einen großen Kommentar zu den meisten Geschichtsbüchern des Alten Testaments (CPG 7430, bisher fälschlich als Catena in Octateuchum oder Catena in Heptateuchum bezeichnet). Hier wird die kritische Edition des ersten Teil, des Genesiskommentars, vorgelegt; sie enthält zum ersten Mal den vollständigen griechischen Text.
Hinter dem fortlaufenden Texts Prokops verbirgt sich eine Sammlung von Exzerpten aus der Bibelexegese der griechischen Kirchenväter, die man zu seiner Zeit für die gültige Auslegung des Alten Testaments hielt. Besonderen Quellenwert haben diejenigen Exzerpte, für die sich in der uns erhaltenen Überlieferung keine Vorlage, oft nicht einmal der Name des Autors, identifizieren lässt; hier verbergen sich Fragmente, die in ihrer vollständigen Fassung verloren gegangen sind, sei es, weil ihre Verfasser auf späteren Konzilien zu Ketzern erklärt wurden, sei es, weil (gerade bei orientalischen Autoren) die vollständigen Handschriften während der arabischen Eroberung verloren gingen. Das Werk ist daher eine wichtige Quelle für alle, die sich mit der Älteren Kirchengeschichte oder die Exegese des Alten Testaments beschäftigen.
Die mit Anmerkungen versehene deutsche Übersetzung der Editorin wird in Kürze in einer neuen Unterreihe der „Griechischen christlichen Schriftsteller“ erscheinen.
Heilige Texte
Heilige Texte: Religion und Rationalität, 1. Geisteswissenschaftliches Colloquium 10.-13. Dezember 2009 auf Schloss Genshagen. Hg. Andreas Kablitz und Christoph Markschies, Berlin, Boston: De Gruyter, 2013.
Das komplexe Verhältnis von Religion und Rationalität wird hier anhand einer Vielfalt von Heiligen Texten untersucht, einem Medium, das eine Einordnung von Religion in rationale Zusammenhänge nahelegt. Neben Schriften aus Judentum, Christentum und Islam werden Zaubersprüche und Mythen, zeitweise religiös überhöhte Texte wie die des Marxismus, philosophische Texte der Aufklärung und andere Medien wie das moderne Bild religiösen Inhalts behandelt. Statt einer Gegenläufigkeit von Rationalität und Religion wird deutlich, dass Rationalität eine wesentliche Rolle für die Entwicklung der Religion und ihre internen Differenzierungen spielt. Der Umgang mit Heiligen Texten zeigt den Spannungsreichtum der Thematik in besonderer Weise: Heilige Texte haben immer die Möglichkeit des Rückzugs vor dem rationalen Zugriff mit dem Verweis auf ihre transzendentale Dimension. Zugleich beweist aber die im Heiligen Text manifestierte Religion im Wechselspiel mit diesem Zugriff und im Bestehen mit ihm die Berechtigung ihres Geltungsanspruchs immer wieder von neuem.
Hellenisierung des Christentums
Markschies, Christoph, Hellenisierung des Christentums: Sinn und Unsinn einer historischen Deutungskategorie. Theologische Literaturzeitung. Forum 25. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2012.
»Hellenisierung des Christentums« ist nicht erst bei dem berühmten Berliner Kirchenhistoriker und Wissenschaftsorganisator Adolf von Harnack (1851–1930) eine der schlechterdings zentralen Kategorien, die Formation des antiken Christentums zu beschreiben. Wie beispielsweise die heftig umstrittene Regensburger Rede Papst Benedikt XVI. aus dem Jahre 2006 zeigt, spielt diese Kategorie bis heute eine zentrale Rolle in theologischen wie althistorischen Konzeptionen von Christentum. Meist wird mit dem Begriff eine Transformation des Christentums durch die hellenistisch-römische Kultur im »globalisierten« Imperium Romanum bezeichnet.
Christoph Markschies analysiert die Geschichte des Begriffs und der damit verbundenen, höchst unterschiedlichen Definitionen wie Vorstellungen, informiert über die teilweise vollkommen vergessenen Vorgeschichten (beispielsweise im französischen Renaissancehumanismus) und macht am Ende einen Vorschlag, wie der Begriff heute trotz einer nicht unproblematischen Vorgeschichte noch sinnvoll verwendet werden kann.
Vademekum der Inspirationsmittel
Vademecum der Inspirationsmittel. Hg. Christoph Markschies und Ernst Osterkamp. Göttingen: Wallstein 2012.
Künstler und Wissenschaftler lüften ihr Geheimnis: Sie schreiben über die Quellen ihrer künstlerischen Produktivität.
Die Idee zu diesem Band entstammt einer inspirationslosen Stunde: Wenn einem selbst wenig einfällt, fragt man sich um so neidischer nach den Gründen, weshalb den brillanten Kollegen unentwegt so viel einfällt. Und plötzlich war die Idee da, die Mitglieder der Berliner Akademie der Künste und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften nach den Inspirationsmitteln zu fragen, denen sich ihre wissenschaftliche oder künstlerische Produktivität verdankt. Viele Mitglieder waren bereit, das Geheimnis ihres Inspirationsmittels mit der Öffentlichkeit zu teilen. So bietet der Band in knapp fünfzig kleinen Texten, die sämtlich Selbstportraits ihrer Autoren sind, knapp fünfzig Inspirationsmittel zur gefälligen Nutzung.
Mit Beiträgen u. a. von:
Horst Bredekamp, Gerd Gigerenzer, Inge Keller, Matthias Kleiner, Sibylle Lewitscharoff, Peter von Matt, Julian Nida-Rümelin, Hermann Parzinger, Klaus Staeck, Anton Zeilinger.
Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung
Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung. 1. Bd. Evangelien und Verwandtes. Hg. Christoph Markschies und Jens Schröter in Verbindung mit Andreas Heiser. 7. Aufl. Tübingen: Mohr Siebeck, 2012.
"Apokryphen" sind Texte, die die Form kanonisch gewordener biblischer Schriften aufweisen oder Geschichten über Figuren kanonisch gewordener biblischer Schriften erzählen oder Worte solcher Figuren überliefern. Sie sind Ausdruck christlicher Frömmigkeit und haben Theologie wie bildende Kunst tief beeinflußt.
Die bekannteste deutsche Sammlung dieses Materials ist die erstmals 1904 veröffentlichte Handausgabe der "Neutestamentlichen Apokryphen", die auf Edgar Hennecke (1865-1951) zurückgeht und dann von Wilhelm Schneemelcher (1914-2003) herausgegeben wurde. Sie erscheint nun in einer komplett neubearbeiteten und um viele Texte ergänzten siebenten Auflage und enthält alle nicht kanonisch gewordene Evangelienliteratur und Verwandtes aus der Antike, auch neue Texte aus der islamischen Überlieferung, das Judasevangelium und das unbekannte Berliner Evangelium. Da sich die Schriften, die sich auf das kanonisch gewordene Neue Testament beziehen, nur schwer aus den christlichen Apokryphen isolieren lassen, wird das Werk jetzt alle christlichen Apokryphen bis zum achten Jahrhundert umfassen. Es trägt daher den Titel "Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung" (AcA) und erscheint in drei Bänden.
Mit Beiträgen von:
Hans-Gebhard Bethge, Wolfgang A. Bienert, Johanna Brankaer, Bogdan Burtea, Friedmann Eissler, Hans Förster, Jörg Frey, Wolf-Peter Funk, Peter Gemeinhardt, Judith Hartenstein, Otfried Hofius, Maria Josua, Ursula Ulrike Kaiser, Thomas J. Kraus, Christoph Markschies, Helmut Merkel, C. Detlef G. Müller (+), Peter Nagel, Tobias Nicklas, Silvia Pellegrini, Silke Petersen, Uwe-Karsten Plisch, Stanley E. Porter, Wendy J. Porter, Sigfried G. Richter, Monika Schärtl, Hans-Martin Schenke (+), Jens Schröter, Josef Tropper, Markus Vinzent, Jennifer Wasmuth, Ansgar Wucherpfennig, Gregor Wurst.
Heis Theos
Peterson, Erik, Christoph Markschies und Barbara Nichtweiß, Heis Theos: Epigraphische, formgeschichtliche und religionsgeschichtliche Untersuchungen zur antiken "Ein-Gott"-Akklamation. Ausgewählte Schriften Erik Peterson Bd. 8. Würzburg: Echter, 2012.
Erik Petersons Untersuchungen zur antiken Formel „Ein Gott“ sind seit ihrem Erscheinen 1926 das Standardwerk zum Thema „Akklamation“. Auch für die Monotheismus- Forschung und den Problemkreis einer politischen Theologie ist „Heis Theos“ bis heute von Bedeutung.
86 Jahre nach der Publikation der Dissertations- und Habilitationsschrift Petersons ist dieses über viele Jahrzehnte vergriffene Werk nun wieder in der originalen Fassung verfügbar
Christoph Markschies, Henrik Hildebrandt u.a. ergänzen Petersons Studien mit einem Überblick über die weitere Entwicklung der Heis-Theos-Forschung und mit einem umfassenden aktuellen Nachtrag seither aufgefundener Belege der antiken Formel in Epigraphik, Liturgie und Literatur. Thematisch benachbarte Texteditionen aus dem Nachlass Petersons sowie ein Beitrag von Barbara Nichtweiß zur Entstehungsgeschichte und Bedeutung von „Heis Theos“ runden den Band ab.
„Erik Peterson besaß einen außergewöhnlich scharfen Geist und eine Gelehrsamkeit, die staunen ließ. Einige seiner bemerkenswertesten Arbeiten betreffen rituelle Formen und Zauberpraktiken. Sie bilden das Hauptthema in seinem ersten Buch ‚Heis Theos‘.“ (Henry Chadwick 1961)
Erik Peterson (1890–1960) lehrte zwischen 1924 und 1929 als Professor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Bonn die Fächer Kirchengeschichte und Neutestamentliche Exegese. 1930 konvertierte er zur katholischen Kirche und lebte seit 1933 in Rom. Ab 1937 lehrte er dort am Päpstlichen Institut für Christliche Archäologie und wurde 1947 mit einem Extraordinariat für Patristik sowie das Verhältnis von Antike und Christentum betraut.
Atlas der Weltbilder
Atlas der Weltbilder. Hg. Christoph Markschies, Ingeborg Reichle, Jochen Brüning und Peter Deuflhard unter Mitarbeit von Steffen Siegel und Achim Spelten. Forschungsberichte Interdisziplinäre Arbeitsgruppen, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Bd. 25. Berlin: Akademie-Verlag, 2011. (2. Auflage ebd. 2012).
Praktiken visueller Welterzeugung in Form von Weltbildern lassen sich bereits in der Antike beobachten und haben sich bis heute als Mittel zur Konstruktion von Ordnungsvorstellungen bewährt. Seit jeher steht der begrifflichen Ordnung der Welt eine modellhaft anschauliche Ordnung gegenüber. Die grundlegende Rolle, die Anschaulichkeit für unser Verständnis von der Welt spielt und die die vielfältigsten Weltbilder hervorgebracht hat, ist jedoch mehr als eine bloße Wiederholung des Sehens. Die Bildwelten der Weltbilder geben uns nicht nur ein anschauliches Bild von der Welt und vom Kosmos. Sie sind zugleich wirkungsmächtige Instrumente zum praktischen und theoretischen Handeln in der Welt und formen auf unterschiedlichste Weise unsere Vorstellungen von der Welt und unsere Weltanschauung. Die grundlegenden Fragen, die dabei gestellt werden, haben sich durch die Jahrhunderte nicht wirklich geändert. Sie betreffen die den Menschen umfassende Ordnung und seine Stellung innerhalb dieser Ordnung: Welche Gestalt hat die Welt? Welche Kräfte und Ideen wirken in ihr? Woraus besteht sie? Wie ist sie entstanden? Wie sieht ihre Zukunft aus? Bereits die frühen Beispiele von Weltbildern machen deutlich, dass die sowohl in Bildern als auch in Erzählungen zur Erscheinung gebrachte Wirklichkeit immer eine vom Menschen hervorgebrachte ist und daher stets interpretierte Wirklichkeit und symbolische Konstruktion bedeutet. Die gesammelten Beispiele repräsentieren zugleich unterschiedliche visuelle Medien, die im Dienst der Konstruktion der Welt als Bild stehen. Damit ist die Geschichte der Weltbilder nicht nur eine Geschichte wechselnder Weltvorstellungen, sondern zugleich auch eine Geschichte wechselnder Darstellungsmethoden und unterschiedlicher Trägermedien. Der Atlas der Weltbilder behandelt ein breites Spektrum von Artefakten und schreitet einen großen zeitlichen Bogen ab, der mit altorientalischen und altägyptischen Weltkonzeptionen beginnt und mit aktuellen Simulationen der Astrophysik endet. Der Atlas der Weltbilder dokumentiert somit Aspekte der Kulturgeschichte visueller Welterzeugung in Form von Weltbildern aus den zurückliegenden zweieinhalb Jahrtausenden. Paradigmatische Analysen der Prinzipien und Funktionen sowie der Geschichte und Bedeutung von Weltbildern geben erstmals umfassenden Aufschluss über dieses umfangreiche Themengebiet.
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