La provincia d‘Arabia come soluzione tardoantica


In dem Projekt wird die Christentumsgeschichte der Provinz Arabia als Teil ihrer spätantiken Religionsgeschichte untersucht. Mithilfe eines religionsgeographischen Ansatzes wird nach Kontinuitäten, Transformationen und Abbrüchen von religiösen Praktiken innerhalb dieses Raumes gefragt. Weitere Arbeitsschritte befassen sich mit interreligiösen Austausch- und Kommunikationsprozessen, ferner mit der Rolle des Christentums innerhalb des provinzialen Kultursystems sowie mit der Partizipation der Provinz an reichsweiten Strukturen und Standardisierungsprozessen der römischen Oikumene. Grundlegend ist dabei die Einsicht, dass es sich bei der betreffenden Region um einen komplexen, zum Teil disparaten, in jedem Fall aber hochentwickelten und eigenständigen Kulturraum handelt. Dem steht das bereits aus der Antike stammende Vorurteil gegenüber einer nicht näher differenzierten Gruppe der Arabes entgegen, die als räuberisch und insgesamt unkultiviert gelten. Da der erste bekannte Bischof der Provinz dezidiert als "Bischof der Araber von Bostra" bezeichnet wird, muss die Frage nach der spätantiken Bedeutung dieser ethnischen Gruppenbezeichnung im vorliegenden Projekt ebenfalls behandelt werden. Der zeitliche Rahmen des Projektes umfaßt schwerpunktmäßig das dritte bis sechste Jahrhundert.

Zunächst wird daher in einem ersten Arbeitsfeld eine religionsgeographische Bestandsaufnahme der Provinz Arabia im dritten Jahrhundert unternommen. Nur vor dem Hintergrund dieser Situationserhebung können im folgenden religiöse Veränderungsprozesse erkannt und religionsgeschichtlich angemessen eingeordnet werden. Als Grundprämisse ist dabei festzuhalten, dass in dem Zeitraum der Transformation von religiösen Traditionen, wie es vor allem das vierte und fünfte Jahrhundert in Arabia darstellen dürften, zwischen religiös normierenden Ansprüchen und konkreter religiöser Praxis unterschieden werden muss. Die klare Verortung spezifischer Kulte innerhalb der kulturellen Landschaft der Provinz wird herausgearbeitet. Dazu gehört es, die abweichende religiöse Praxis unterschiedlicher sozialer und ethnischer Gruppierungen und Milieus zu untersuchen.

Ist das Christentum innerhalb dieses Arbeitsfeldes bereits in seinen Interaktionen mit anderen Kulten in den Blick genommen, so konzentriert sich das zweite Arbeitsfeld auf die Christentumsgeschichte der Provinz in ihrem Verhältnis zur reichsweiten Kirche. Aus diesem Feld sollen hier nur drei Bereiche herausgegriffen werden: Den ersten Bereich bilden die Anfänge des Christentums in der Provinz und vor allem die Rolle des Origenes bei der dortigen Kirchenorganisation und der Formung eines theologischen Konsenses. Einen zweiten Bereich bildet der wichtigste Theologe der Provinz im vierten Jahrhundert, Titus von Bostra. Sowohl seine Rolle in der Auseinandersetzung der Christen mit Kaiser Julian als auch die für den Entstehungsort spezifischen Dimensionen seiner Schrift gegen die Manichäer müssen im Vergleich mit zeitgenössischen ägyptischen und syrischen Autoren näher bestimmt werden. Ein dritter Bereich ist die Frage, in welcher Weise spätantike Konfessionalisierungen mit dem Aufkommen ethnischen Gruppenbewusstseins in Zusammenhang stehen. Für den untersuchten Raum betrifft diese Fragestellung das Verhältnis von chalzedonensischen und nicht-chalzedonensischen (sogenannten "monophysitischen") christlichen Gemeinden im sechsten Jahrhundert und ihre Affinität zu sozialen oder ethnischen Gruppen (Land- und Stadtbevölkerung; Provinzialbevölkerung oder ghassanidische Araber).

Projektverantwortlicher
Christoph Markschies

Projektdauer
01.04.2005-31.03.2007

Projektträger
DFG